Frührentner: Solarstrom-Nebeneinkünfte jetzt unschädlich für die Rente

pixabay/germansolarpower Lizenz: Pixabay Lizenz

Die auf 20 Jahre garantierten Einnahmen aus einer Fotovoltaikanlage stellen eine nette Form der zusätzlichen Altersversorgung dar. Die Einnahmen aus Solarstrom können jedoch zu einer Kürzung der vorgezogenen Altersrente oder Erwerbsminderungsrente führen oder als schädliches Einkommen auf Sozialleistungen angerechnet werden.

  • Die Einnahmen aus der Fotovoltaikanlage sind unschädlich bei Rentnern, die bereits die Regelaltersgrenze (65 Jahre plus x Monate) erreicht haben und die normale Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung beziehen. Ohne Bedeutung ist, ob Sie die Rente als Vollrente oder als Teilrente in Anspruch nehmen.
  • Hingegen müssen Rentner vor Erreichen der Regelaltersgrenze mit einer vorgezogenen Altersrente oder einer Erwerbsminderungsrente bestimmte Hinzuverdienstgrenzen einhalten, wenn sie ihren Rentenanspruch nicht gefährden wollen. Hier gilt nur ein Freibetrag von 6.300 Euro im Jahr. Ausnahmsweise gelten wegen der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 höhere Hinzuverdienstgrenzen: 44.590 Euro (2020) und 46.060 Euro (2021).
  • Zum Hinzuverdienst bei Frührentnern zählen auch die Einkünfte für selbst erzeugten Strom aus einer Fotovoltaikanlage oder aus einer Windkraftanlage. Es handelt sich hierbei steuerlich um Einkünfte aus Gewerbebetrieb und damit sozialversicherungsrechtlich um „Arbeitseinkommen aus selbstständiger Tätigkeit“ gemäß § 34 Abs. 2 SGB VI. Angesetzt werden diese Einkünfte mit dem steuerlichen Betrag, d.h. mit dem Gewinn laut Einkommensteuerbescheid (BT-Drucksache 16/12555 vom 3.4.2009).

Aktuell ist auf eine sehr erfreuliche Neuregelung durch das Bundesfinanzministerium hinzuweisen: Anlagebetreiber mit kleinen Fotovoltaikanlagen können beim Finanzamt schriftlich beantragen, dass die Anlage nicht mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wird. Dann nimmt das Finanzamt eine steuerlich unbeachtliche Liebhaberei vor, und es muss kein Gewinn versteuert werden.

Folglich kann auf die Erstellung und Abgabe einer Einnahmen-Überschussrechnung mittels „Anlage EÜR“ und „Anlage G“ verzichtet werden. Im Gegenzug dürfen allerdings keine Verluste steuerlich abgezogen werden (BMF-Schreiben vom 2.6.2021, V C 6 – S 2240/19/10006:006). Und ganz toll: Die Nebeneinkünfte wirken sich unseres Erachtens bei Inanspruchnahme der Billigkeitsregelung nicht mehr nachteilig auf die Rente aus. Im Einzelnen:

  • Die Vereinfachungsregelung gilt für Fotovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von bis zu 10 kW, die auf zu eigenen Wohnzwecken genutzten oder unentgeltlich überlassenen Ein- und Zweifamilienhäusern einschließlich Außenanlagen (z.B. Garagen) installiert sind und nach dem 31. Dezember 2003 in Betrieb genommen wurden.
  • Bei der Prüfung, ob es sich um ein zu eigenen Wohnzwecken genutztes Ein- und Zweifamilienhaus handelt, ist ein eventuell vorhandenes häusliches Arbeitszimmer unbeachtlich. Gleiches gilt für Räume (z.B. Gästezimmer), die nur gelegentlich entgeltlich vermietet werden, wenn die Einnahmen hieraus 520 Euro im Veranlagungszeitraum nicht überschreiten (vgl. R 21.2 Abs. 1 Satz 2 EStR).
  • Die Regelung gilt zudem für Blockheizkraftwerke mit einer installierten Leistung von bis zu 2,5 kW, wenn die obigen Voraussetzungen („Ein- und Zweifamilienhäuser“) erfüllt sind.

 

Bayerische Landesamt für Steuern (BayLfSt) hat ein Merkblatt zum Liebhabereiwahlrecht bei kleinen Fotovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerken veröffentlicht. Darüber hinaus hat das BayLfSt eine Mustererklärung für die Wahrnehmung der Vereinfachungsregelung bezüglich der Gewinnerzielungsabsicht erstellt.

2 Kommentare zu “Frührentner: Solarstrom-Nebeneinkünfte jetzt unschädlich für die Rente”:

  1. Roth Alfred

    Sehr geehrtes Finanzamtteam,
    endlich werden die kleinen Fotovoltaikanlagen nicht mehr besteuert. Im besonderen die Rentner. Ich hätte dazu noch eine Frage. Wie ist das mit dem Vorsteuer ?
    Wird diese bei einer neuen Anlage (6kWp) kpl. erstattet ?

    Für eine Auskunft wäre ich Ihnen dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Alfred Roth

    1. Thilo Rudolph Autor

      Hallo Alfred,

      die Antwort finden Sie im Merkblatt zum Liebhabereiwahlrecht bei kleinen Fotovoltaikanlagen unter „3. Umsatzsteuer“:

      3.2. Verzicht auf die Kleinunternehmerregelung
      Möchten Sie von der Vereinfachung keinen Gebrauch machen – etwa um die Vorsteuer aus dem
      Erwerb der PV-Anlage oder des Blockheizkraftwerks geltend machen zu können – können Sie
      auf die Anwendung der Kleinunternehmerregelung verzichten (§ 19 Abs. 2 UStG). Diese Option
      bindet Sie für mindestens fünf Kalenderjahre. Danach kann die Option zur Regelbesteuerung nur
      mit Wirkung von Beginn eines Kalenderjahres an widerrufen werden (§ 19 Abs. 2 UStG).

      Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus rechtlichen Gründen keine individuelle steuerliche Beratung durchführen dürfen. Bei tiefergehenden Fragen wenden Sie sich daher bitte für eine verbindliche Auskunft an einen Steuerberater oder Rechtsanwalt in Steuerfragen in Ihrer Nähe.

      Mit freundlichen Grüßen

      Thilo Rudolph
      Lohnsteuer-kompakt.de

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder