Umsatzsteuer: Private Hundezüchter können als Unternehmer gelten

Umsatzsteuer: Private Hundezüchter können als Unternehmer gelten
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Das Züchten von Rassehunden setzt viel Sachverstand, Arbeit und noch mehr Tierliebe voraus. Selten ist der steuerliche Begriff der „Liebhaberei“ so angebracht wie bei der Hundezucht. Rechnen seriöse Hundezüchter mit spitzem Bleistift, kommen wohl nur die wenigsten auf einen Gewinn, selbst wenn Welpen heutzutage für 2.000 Euro und mehr verkauft werden. Aber auch wenn die Hundezucht als Hobby betrieben wird: Die Finanzbeamten haben wachsame Augen und prüfen mitunter sogar recht systematisch, ob die Züchter ihren steuerlichen Pflichten nachkommen.

Aktuell hat das Finanzgericht Münster entschieden, dass die Hundezucht eine wirtschaftliche Tätigkeit sein kann, so dass Züchter als Unternehmer mit ihren Erlösen der Umsatzsteuerpflicht unterliegen. Tatsächlich wird auch Umsatzsteuer erhoben, wenn die Erlöse aus dem Verkauf der Hunde die Kleinunternehmergrenze von 22.000 Euro pro Jahr überschreiten (Urteil vom 25.3.2021, 5 K 3037/19 U).

Der Fall: Die Klägerin züchtet in ihrem Privathaus Hunde einer bestimmten Rasse, die sie unter anderem auf ihrer Homepage zum Verkauf anbietet. Sie ist Mitglied des Verbandes Deutscher Hundezüchter, der unter dem Deutschen Dachverband des Hundewesens organisiert ist. Hierdurch hat die Klägerin gewisse Regularien für die Zucht zu beachten, während nicht in diesem Verband organisierte Züchter deutlich weniger strengen Regeln unterworfen sind. Da die Klägerin in den Streitjahren durch die Hundeverkäufe Erlöse oberhalb der Kleinunternehmergrenze erzielte, setzte das Finanzamt hierauf Umsatzsteuer fest.

Hiergegen wandte die Klägerin ein, dass die Hundezucht ertragsteuerlich Liebhaberei darstelle. Aufgrund der strengen Regularien des Verbands entstünden derart hohe Kosten, dass eine wirtschaftliche Betätigung als Züchterin nicht möglich sei. Sie trete gerade nicht wie eine Händlerin auf, sondern gehe lediglich ihren persönlichen Neigungen nach. Das FG Münster hat sich dieser Argumentation jedoch nicht angeschlossen; die Klage blieb ohne Erfolg.

Begründung: Das Bedienen eines Hobbys schützt nicht vor der Qualifizierung als unternehmerisches Handeln. Wie erfolgreich oder wie ertragreich ein Handeln in finanzieller Hinsicht ist, ist für die Frage der umsatzsteuerlichen Unternehmereigenschaft nicht entscheidend. Eine unternehmerische Tätigkeit ist zwar von der bloßen privaten Vermögensverwaltung abzugrenzen. Die Grenze zur privaten Vermögensverwaltung ist aber überschritten, wenn der Züchter besondere Vertriebsmaßnahmen ergreift, also zum Beispiel einen Internetauftritt hat.

Die Klägerin hat gegen das Urteil Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt, die beim Bundesfinanzhof unter dem Aktenzeichen XI B 33/21 anhängig. Bislang ist noch nicht bekannt, ob der BFH die Revision tatsächlich zugelassen hat.

Lohnsteuer kompakt

Hundezüchter sollten ungeachtet des Ausgangs des BFH-Verfahrens Beweisvorsorge betreiben, das heißt einerseits die Veräußerungserlöse, andererseits aber auch die Ausgaben (Futter, Tierarztkosten, Medikamente, Leinen, Ausstellungen usw.) genau notieren. Dies ist nicht nur für die Umsatzsteuer und einen eventuellen Vorsteuerabzug von Interesse, sondern kann zudem für die einkommensteuerliche Gewinnermittlung erforderlich sein.

Denn wenn aus der Zucht Gewinne erwirtschaftet werden, will das Finanzamt auch Einkommensteuern haben. Insofern sollten hohe Ausgaben anhand von Aufzeichnungen und Belegen nachgewiesen werden. Noch ein Wort zu den Haltern der Deckrüden: Selbst geringe und nur gelegentlich erzielte Deckgelder führen zu steuerbaren Einnahmen i.S. des § 22 Nr. 3 EStG (FG München, Urteil vom 6.10.2015, 2 K 466/15). Die Einnahmen wären nur dann nicht einkommensteuerpflichtig, wenn sie weniger als 256 Euro im Kalenderjahr betragen.

6 Kommentare zu “Umsatzsteuer: Private Hundezüchter können als Unternehmer gelten”:

  1. Elli

    Die Veräußerung von Welpen boomt seit Corona. Einige Privatleute haben erkannt, dass sie damit gutes Geld verdienen können und nutzen diese Chance auch. Die Kosten-Nutzenanalyse fällt dabei üppig aus. Die Tragezeit liegt bei ca. 60-63 Tagen, zumeist verläuft die Geburt ohne Probleme. Die Welpen werden bis zu 8 Wochen gesäugt, nur bei vielen Welpen muss während dieser Zeit zugefüttert werden. Auch wenn entwurmt, geimpft und gechipt wird, zuzüglich einer Überprüfung der Gesundheit, hält sich der Aufwand im Rahmen. In den ersten 3-4 Wochen trinken und schlafen die Welpen überwiegend und werden komplett von der Hündin umsorgt. Heute fand ich auf ebay Kleinanzeigen eine solche Hobbyzucht mit 9 Welpen, die jeweils für 3000€ verkaufen werden sollen 27000€ Nebeneinkünfte. Wirklich „arbeiten“ muss man dafür nicht und nur 6-8 Wochen wird’s ein wenig turbulenter zugehen, wenn die Welpen agiler werden. Es gibt Menschen die gehen täglich arbeiten und erzielen noch nicht einmal soviel Brutto im Jahr. Natürlich sollte man diese Nebeneinkünfte versteuern müssen. Mit wenig Einsatz in kurzer Zeit mehr verdient, als mancher im ganzen Jahr. Dazu noch u. U. neues Tierleid erzeugt. Ach ja, absolut unverschämt Reservierungsgeld zu verlangen u d dieses bei Rücktritt vom Kauf einzubehalten. Im Beispielfall 500€

  2. Annie

    Hatten Sie schon jemals einen eigenen Welpebwurf?
    Unabhängig, was man von den Verkaufspreisen halten mag, ist das , was Sie über Welpenaufzucht schreiben absolut fehlerhaft und unvollständig! DerArbeits/Zeit/Kostenaufwand ist immens, wenn man es gut und ordentlich macht!

  3. Maria K.

    @Elli,
    genau das ist es, was die meisten Menschen denken!!!!!
    Ordentliche, mit allem nachweisbar geprüfte, in Vereinen eingetragene Hundezuchten (mit Zwingernamen), sind entgegen Ihrer und anderer Durchschnittsmenschen Gedanken, eine 24/7 Arbeit mit Hündin und Welpen!!! Da gibt es kein „Freihaben“!!!
    Keinen Neid meine Liebe, sie können selber auch zur Züchterin werden ….eine „Zuchttaugliche“ Hündin kostet ca. 7000€, plus die laufenden Unterhaltskosten plus Versicherung ect….. Und mit max. 6-7Jahren ist Schluss mit Welpen bekommen!! Im Durchschnitt werden die Hündinnen 12-17 Jahre alt. Vom Deckrüden, ausgezeichnet und gekört, ganz zu schweigen, bzw. einer anfallenden Deckgebühr!!!
    Ach ja, zu Coronazeiten boomte es gewaltig – stimmt – da haben geprüfte Züchter allein schon wissentlich, wenn der besonders wertvolle Welpe sehr viel Geld kostet, die neuen Besitzer das „teuer“ erstandene Lebewesen,
    nach Corona, nicht einfach wieder abgeben.
    …und Rücklagen müssen auch sein, denn es kann u. U. auch mal vorkommen, sollte der Züchter erkranken, eine „zuchterfahrene“ Person, diese Arbeit übernehmen kann. Diese P. macht dies
    auch nicht ganz umsonst.

  4. Marlies

    Liebe Elli,
    seit der Ukraine-Krieg herrscht und die Kosten so explodiert sind, hat eine Freundin schon erhebliche Schwierigkeiten, ihre Welpen zu vermitteln. Das begann ca. im April 22. Ich weiß jetzt nicht, welche Rasse Sie für den Preis von 3.000,00 Euro pro Welpe gesehen haben, aber die Rasse meiner Freundin brachte zu den besten Zeiten nur 2.000,00 Euro. Woher wollen Sie wissen, ob dieser Anbieter, trotz „Hobbyzucht“ die Einnahmen nicht meldet? Und falls dieser Anbieter nur 1 Hündin hat, darf er den nächsten Wurf, je nach Läufigkeit, erst wieder in ca. 14 Monaten erwarten. Das heißt also, die 27.000,00 Euro Einnahmen aus diesem Wurf entsprechen seinem Einkommen von 14 Monaten! Das ist ja dann auch nicht mehr so viel, nach Steuern. Bei einem Wurf ist man die ersten Nächte fast nur wach, weil die Welpen quaken, meckern, Laute von sich geben und man jedes Mal hochschreckt, weil man befürchtet, dass etwas nicht in Ordnung ist. Meine Freundin hat zwei Hündinnen und hatte das Pech, das in einem Jahr beide Würfe verstorben sind. Heißt viel Leid, viel Trauer, hohe Tierarztkosten und-keine Einnahmen für viele Monate. Ich hätte es toll gefunden, wenn Sie sich vorher darüber informiert hätten, welche Bedingungen bei einer anständigen Zucht vorliegen. Auch bei einem kleinen Wurf muss man mal zufüttern, oder 24 Stunden lang, jede Stunde einen Welpen zufüttern , über mehrere Tage!, weil er den Saugreflex verloren hat. Welpen machen naturgemäß auch vieles kaputt durch ihr Verhalten und die unglaublich spitzen Zähne. Ab 4 Wochen muss man sich auch mindestens 4 Stunden täglich mit ihnen beschäftigen. Wird nicht aufgepasst, wird der Couchtisch angenagt, die Fußleiste, die Tapete abgerissen, die tiefhängende Gardine abgerissen. Es muss also bei jedem Wurf auch immer neues Material gekauft werden. Man ist ständig am Putzen, denn die machen ihre Häufchen und Pfützchen drinnen. Einen Wurf zu haben bedeutet, dass man einen ca. 18 Stunden-Tag hat, sobald die Welpen 4 Wochen alt sind. Die Hündinnen erhalten nicht nur die Jahresimpfung, sondern noch weitere Impfungen z.B. gegen Herpes. Es stehen während der Trächtigkeit mehrere Untersuchungen an, die Geld kosten. Wird ein Welpe nicht sofort vermittelt, stehen noch die Folgeimpfungen an, bis zur Abgabe. Ich verstehe auch nicht ganz, warum es unverschämt ist, einen Betrag einzubehalten. Abgesehen davon, dass man von einem Kaufvertrag, den man persönlich beim Züchter geschlossen hat, sowieso nicht zurück treten kann (gilt nur für sog. Fernabsatzgeschäfte!), hat doch der Züchter schon einen Aufwand gehabt. Wenn ein Interessent innerhalb von 2-3 Tagen sagt, er kann oder will den Welpen doch nicht bei sich aufnehmen, werden die meisten sagen, das das in Ordnung ist. Wenn aber der Interessent bereits mehrfach zu Besuch war, der Züchter mit viel Aufwand Videos und Fotos erstellt und verschickt, dann ist es doch nur fair, wenn er dafür eine Aufwandsentschädigung im Falle einer Absage bekommt. Sie können doch z.B. nicht ein Kleidungsstück zum Schneider bringen, sagen das es repariert werden soll, und nachdem der Schneider bereits angefangen hat, holen Sie es wieder ab, weil sie jetzt doch keine Lust mehr darauf haben. Der will doch für die angefangene Dienstleistung seinen Lohn haben! Natürlich gibt es in jeder Branche auch schwarze Schafe, aber sie können nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt ja auch verschiedene Arten von Züchtern. Hobby-Züchter ohne Vereinszugehörigkeit, die die Zuchttiere auch keinerlei Untersuchungen unterziehen um z.B. Erbkrankheiten oder gesundheitlich Probleme auszuschließen. Hobby-Züchter mit Vereinszugehörigkeit, die alle verlangten Untersuchungen machen lassen um eine möglichst gesunde und robuste Nachzucht zu erhalten und die meist auch nur ganz wenig Zuchttiere halten um viel Zeit für ihre Tiere und den Nachwuchs zu haben, damit diese glücklich und zufrieden im Haushalt leben und aufwachsen. Und dann gibt es noch die Vermehrer (mit oder ohne Vereinszugehörigkeit) die ganz viele Hunde halten, so dass sie ca. 20 oder mehr Würfe pro Jahr haben, damit sie möglichst viel Geld verdienen können. Diese Tiere werden dann aber auch nicht mehr im Haushalt gehalten und sie sowie auch die Welpen werden meist etwas vernachlässigt. Natürlich haben Sie Recht, dass diese Einnahmen alle versteuert werden müssen, aber ich würde jetzt nicht behaupten, dass es leicht oder schnell verdientes Geld ist.

  5. Anika

    Man sieht nur die Zahlen was im „Endprodukt“ sie, liebe Ellie sehen und das macht Sie so neidisch))) Boa, ich freue mich für die Züchterin die 9 Welpen für 3000 Euro verkauft, super! Ich schreib nur mal rein meine Zahlen und dann können Sie mal nachrechnen. Ein teureres Auto ist nicht einfach so teuer, weil der in die Welt reingeboren ist. Oder Hackfleisch, warum kostet er denn überhaupt so viel? Viele Menschen können nicht tiefer sehen, den Weg nicht nachvollziehen, was man da rein steckt und bei Hundezucht, nicht nur GELD. Meine einzige Hundemama „kostete“ mir in 24 Monate, samt Zulassung zu Zucht, Gen Untersuchungen und Futter, plus ihr Preis bei Züchter 11.000 Euro, alles belegt 😉 Zuchtrüde Deckung 1500 Euro, weil er musste unbedingt auch auf alles untersucht werden! 4 Welpen bis 12 Woche kosteten mir, samt chipp und Impfungen und Futter/Entwurmung 1000 Euro. Zuchtabnahme 500 Euro, Stammbäume 150 Euro. Der Verkauf Erlös war 1350 Euro pro Welpe, obwohl eigentlich solche Hunde für 3000 Euro früher verkauft sind (vor dem Krieg), meine als Zuchthündin hab doppeltes Aufgelegt. Deswegen freue mich für die oben genannte Züchterin! Kein Neid, weil Hundezucht macht man nicht nur um die Einnahmen, für mich ist es mein LEBEN.

  6. Olga Miller

    Hallo meine liebe Hundenfreunde. Oben Kommentare von Marlies ext toll. Hat Sie alles gut aufgeschrieben..Du bist recht. Das arbeitet nicht leicht. Muss edes mahl sauber machen bei Welpen. Die wird ede Woche groß und laut. Nachbarn nicht zufrieden und weiter und weiter. Wenn Du stell Preis 1000EUR, aber verkauft Du unter 1000EUR bis 700 oder 600 Euro. Muss noch alle Untersuchungen bezahlen. Da kommt noch Besuch von Tierschutzverein und muss noch rechnen Finanzamt auch dazu. Bitte nicht ht neidisch sein. Versuch selbst machen und 100 Prozent sagst Du nachher…ist schwer Arbeit. Mein Deutsch nicht gut .Schön Tag noch

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