Traumjob Steuerberater?

© pixabay/FirmBee Lizenz: CC0-Lizenz

Ist das Ausfüllen der Steuerformulare zu kompliziert, so tritt in der Regel der Steuerberater auf den Plan und nimmt seinen Klienten die nervenaufreibende Arbeit ab. Gleichzeitig hilft er außerdem bei steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen und Problemen weiter.

Das Aufgabenspektrum ist entsprechend umfangreich und vielseitig: Steuererklärungen müssen bearbeitet und angefertigt werden, Steuerbescheide gilt es zu prüfen, Einsprüche müssen erhoben werden und die Buchhaltung der Mandanten muss beantwortet werden. Darüber hinaus übernehmen viele Berater außerdem weitere Tätigkeiten wie die Ermittlung von Kostenrentabilität, Liquiditätsanalysen, Controlling oder Investitions- und Finanzierungsentscheidungen.

Doch bis die Verantwortlichen es zum anerkannten Steuerberater gebracht haben, gilt es einige Hürden zu bewältigen – denn nicht umsonst gelten die damit verbundenen Prüfungen als einige der schwierigsten in ganz Deutschland.

Grundlegende Voraussetzungen

Wer Steuerberater werden will, der muss eine gewisse Vorbildung aufweisen. Das kann entweder eine kaufmännische Ausbildung oder aber ein abgeschlossenes wirtschaftswissenschaftliches oder rechtswissenschaftliches Studium sein. Darüber hinaus ist außerdem ein Nachweis notwendig, der bestätigt, dass auf dem Gebiet bereits praktische Erfahrungen über einen bestimmten Zeitraum gewonnen wurden.

Für Hochschulabsolventen handelt es sich dabei in der Regel um zwei bis drei Jahre praktischer Arbeit, bei einer kaufmännischen Ausbildung müssen es hingegen sogar zehn Jahre Berufserfahrung sein. Erst wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, haben Interessierte überhaupt die Möglichkeit, an der Prüfung zum Steuerberater teilzunehmen. Dabei handelt es sich um eine bundesweit einheitliche Prüfung, die es in sich hat und für ihren hohen Schwierigkeitsgrad bekannt ist.

Die Prüfung

  • Die Steuerprüflinge müssen einerseits eine große Anzahl an Paragraphen kennen, der zu lernende Stoff ist sehr intensiv und umfangreich.
  • Laut eines Erfahrungsberichts auf Spiegel.de fallen jährlich etwa die Hälfte aller Teilnehmer durch. Im Jahrgang 2010/2011 waren es bundesweit 51,4%, die die Prüfung nicht bestanden haben.
  • Die Inhalte der Prüfung sind: Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, Volkswirtschaft, Erbschaftssteuer, Grundsteuer, Steuerliches Verfahrensrecht und Berufsrecht.
  • Allein die schriftlichen Prüfungen dauern drei Tage mit jeweils sechs Stunden. Erst wenn diese erfolgreich abgeschlossen sind, werden die Prüflinge zur mündlichen Prüfung zugelassen – auch diese dauert in der Regel mehrere Stunden.

Damit die Prüfung erfolgreich verläuft, sollten aber nicht nur die Paragraphen sitzen, auch ein grundlegendes Rechenverständnis ist unverzichtbar. Zudem wird eine sehr hohe Genauigkeit abverlangt, ein starkes Interesse an betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Angelegenheiten ist außerdem unbedingt zu empfehlen. Da Steuerberater als Vertrauenspersonen gelten und viel über die persönlichen Verhältnisse ihrer Mandanten wissen, sollten sie außerdem auch zuverlässig, diskret und verschwiegen sein.

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung?

Wer sich in seinem Job vor dem irgendwann einkehrenden Alltag fürchtet, der kann sich freuen: Denn Steuerberater müssen sich fortlaufend weiterbilden, da sich das Steuerrecht stetig verändert. Zusatzqualifikationen und Lehrgänge sind daher zwingend notwendig, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die Inanspruchnahme von Weiterbildungen sorgt außerdem häufig dafür, dass viele Steuerberater sich auf einen gewissen Aspekt ihrer Arbeit spezialisieren.

Dies ist nach verschiedenen Gesichtspunkten möglich:

  1. Nach Branchen
    1. Freie Berufe, Industrie, Handel, Gastronomie, Bauwirtschaft
  2. Nach steuerrechtlichen Fachgebieten
    1. Umsatzsteuer, Finanzstrafrecht, Umgründungssteuerrecht, internationales Steuerrecht
  3. Nach anderen Fachgebieten
    1. Private Vermögensplanung, Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, betriebswirtschaftliche Beratung
  4. Nach Unterstützungsprozessen
    1. EDV, Organisation, Qualitätsmanagement, Marketing
  5. Nach Beraterrollen
    1. Coach, Mediator, Sachverständiger, Gutachter
  6. Nach Beratungssituationen
    1. Sanierung, Unternehmensverkauf, Unternehmensgründung, Unternehmensübergabe

Um herauszufinden, welcher dieser Schwerpunkte der richtige ist, sollten sich Steuerberater jedoch auch die richtigen Fragen hinsichtlich ihrer Zukunft stellen. Wo liegen die eigenen Stärken, welche besonderen Fähigkeiten, Interessen und Neigungen sind vorhanden? Gibt es bereits ein Alleinstellungsmerkmal und lässt sich dieses ausbauen? Welche Klienten sollen durch die Spezialisierung angesprochen werden und wie stehen die Erfolgsaussichten? Ist ein ausreichend großer Markt vorhanden, wie verhält es sich mit der Konkurrenz?

Eine sorgfältige Analyse der eigenen Fähigkeiten ist demnach wichtig, damit die persönliche Spezialisierung auch wirklich Sinn macht. Dabei sollte auch bedacht werden, dass zukünftig einige Tätigkeiten wegfallen werden. Gerade in kleinen Kanzleien kann eine Spezialisierung auch die Konsequenz haben, dass zunächst erst einmal neue Kooperationspartner gesucht werden müssen, die die bisherigen Aufgaben übernehmen.

Arbeit als Steuerberater finden

Sind alle Hürden genommen, so haben anerkannte Steuerberater jedoch nicht automatisch auch schon ein festes Jobangebot in der Tasche. Eine berufliche Möglichkeit wäre der Weg zum Bänker, hierfür wäre jedoch ein weiteres duales Studium notwendig. Auch die Arbeit beim Finanzamt wäre eine Alternative, doch das Bestehen der Ausbildung führt nicht automatisch zur Übernahme.

Steuerberatungskanzleien sind ebenfalls regelmäßig auf der Suche nach freien Steuerberatern. Viele machen sich jedoch auch selbständig – tatsächlich handelt es sich hier um die überwiegende Anzahl der Berater. Dabei erfolgt der Gang in die Selbständigkeit teils sehr unterschiedlich. Entweder besteht die Möglichkeit, einen ausreichend großen Teil der Mandanten aus der unselbständigen Tätigkeit mit in die Selbständigkeit zu nehmen, oft wird aber auch ein Anteil an einer Praxis erworben. Auch die Neueröffnung eines Steuerberaterbüros ist eine Option, wenngleich auch eine mühsame. Ganz gleich, welcher Berufsweg es letztendlich wird, in jedem Fall haben Steuerberater gute berufliche Chancen, denn sie werden mitunter händeringend gesucht und auch Jahre später wird es Steuern und Finanzen zweifellos noch geben.

Allein ein Blick in bekannte Jobbörsen oder fachliche Stellenmärkte zeigt, wie dringend die verschiedenen Beratertätigkeiten im Finanz- und Wirtschaftssektor gesucht werden. Steuerberater genießen zudem hohes Ansehen, mittlerweile entdecken auch immer mehr Frauen das Berufsfeld. Im Jahr 2011 hat sich die Zahl der weiblichen Steuerberater weiter erhöht und lag bei rund 33,4 %, wie ein Artikel von der Hochschule für angewandte Wissenschaften München erläutert. Das Durchschnittsalter der Steuerberater liegt zudem bei 50,8 Jahren, wobei mehr als zwei Drittel der Steuerberater älter als 40 und knapp die Hälfte der Steuerberater älter als 50 waren.

Auch finanziell sind Steuerberater durchaus gut gestellt: ihr Einstiegsgehalt liegt zwischen 45.000€ und 60.000€, kann aber je nach Qualifikation und Unternehmensgröße auch bis zu 75.000€ betragen. Der lange und teils steinige Weg zum Steuerberater lohnt sich also, denn auf Berufseinsteiger wartet ein interessanter, abwechslungsreicher und nicht zuletzt auch finanziell sehr attraktiver Beruf, der viele Perspektiven bietet.

Kommentar zu “Traumjob Steuerberater?”

  1. Pingback: Bei komplizierteren Steuerfällen: Den richtigen Steuerberater finden - Lohnsteuer kompaktLohnsteuer kompakt

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder