(2023)
Was ist bei Arbeitnehmern ohne erste Tätigkeitsstätte absetzbar?
Manche Arbeitnehmer haben keine "erste Tätigkeitsstätte" und müssen sich auf Weisung ihres Arbeitgebers dauerhaft an einem gleichbleibenden Treffpunkt (Sammelpunkt) einfinden. Von dort aus beginnen sie ihre Arbeit oder fahren zum Arbeitsort.
Solche Treffpunkte sind beispielsweise ein Parkplatz oder das Fahrzeugdepot bei Berufskraftfahrern, Reisebusfahrern, Linienbusfahrern, Straßenbahnführern, Taxifahrern, Lokomotivführern, Zugbegleitern usw., die ihr Fahrzeug stets am gleichen Ort übernehmen.
Was ist steuerlich absetzbar?
- Die Fahrten zwischen Wohnung und "Sammelpunkt" sind nur mit der Entfernungspauschale absetzbar.
- Trotz Entfernungspauschale können Sie dennoch Verpflegungspauschbeträge als Werbungskosten absetzen. Denn mangels erster Tätigkeitsstätte sind Sie ja auswärts beruflich tätig. Es wird hier keine erste Tätigkeitsstätte fingiert, sondern nur die Anwendung der Entfernungspauschale vorgeschrieben. Hier gibt es keine Dreimonatsfrist, denn jede Fahrt gilt als neue Auswärtstätigkeit.
Berufskraftfahrer können eine Übernachtungspauschale in Höhe von 8 Euro pro Kalendertag als Werbungskosten absetzen - und zwar zusätzlich zum "normalen" Verpflegungspauschbetrag. Dies gilt für den An- oder Abreisetag sowie jeden Kalendertag mit einer Abwesenheit von 24 Stunden im Rahmen einer Auswärtstätigkeit im In- oder Ausland (§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5b EStG, eingefügt durch das "Gesetz zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften").
Aktuell hat der Bundesfinanzhof entschieden:
(1) Das Einsatzgebiet eines Werksbahn-Lokführers gilt als erste Tätigkeitsstätte und nicht als weiträumiges Tätigkeitsgebiet (BFH-Urteil vom 1. 10. 2020, VI R 36/18).
(2) Auch Rettungsassistenten und Postzusteller arbeiten im steuerlichen Sinne nicht in einem weiträumigen Tätigkeitsgebiet, sondern verfügen über eine erste Tätigkeitsstätte (BFH-Urteile vom 30. 9. 2020, VI R 11/19; VI R 10/19; VI R 12/19).
(3) Ein Betriebshof ist nicht die erste Tätigkeitsstätte eines Müllwerkers, wenn dieser dort lediglich die Ansage der Tourenleitung anhört, Tourenbuch, Fahrzeugpapiere und -schlüssel entgegennimmt sowie die Fahrzeugbeleuchtung kontrolliert (BFH-Urteil vom 2. 9. 2021, VI R 25/19). In diesem Fall können Müllwerker Verpflegungsmehraufwendungen von 14 Euro pro Tag steuerlich geltend machen, sobald sie mehr als acht Stunden von ihrer Wohnung abwesend sind – unabhängig davon, wie lange sie zusätzlich vom Betriebshof entfernt sind.